Irgendwie finde ich hier den Anfang von Kater Teddy nicht. Ob ich den vergessen habe?
Gestatten, Teddy, ein Alleskönner
Immer wieder höre ich von irgendwelchen Zweibeinern, die dies oder das gemacht haben und alle Welt spricht davon. Oft habe ich mich gefragt, warum nie die Rede von mir ist. Ja, du dummer Zweibeiner, du hast richtig gelesen, falls du dazu in der Lage bist. Auch ich kann Sachen, die es wert sind, dass die Welt davon erfährt. Hör auf, so dämlich zu grinsen, nur weil ich kleiner bin und Fell meinen durchtrainierten Körper bedeckt. Ich entstamme einer vornehmen Blutlinie, kannst du das auch von dir behaupten.
Na gut, ich besitze keine Papiere, die das bezeugen können. Nicht, dass du jetzt denkst, ich appelliere an dein Mitleid, weil ich erwähne, dass mir meine Papiere und mein Hab und Gut unterschlagen wurden. Wie das, fragst du dich sicher jetzt. Na ja, wie soll ich es sagen, ohne dass du dir auf den Schlips getreten vorkommst. Immerhin trägt ein Zweibeiner die Schuld daran, dass ich in diese böse verzwickte Sache geriet. Dass ich eine Maine Coon bin, das hast du sicher schon bemerkt. So etwas wie ich ist nicht billig, das ist dir wohl auch bewusst. Und doch, stell dir das mal vor, hat man mich bei Nacht und Nebel über eine Mauer geschmissen.
Ich will dich jetzt nicht mit den Albträumen meiner Kindheit langweilen, weil mir dies im zarten Alter von drei Monaten passiert ist. Na ja, so ein Friedhof hat doch auch etwas, leider nur kein Katzenfutter. Eine nette Zweibeinerin nahm mich mit. Ich will jetzt nicht undankbar sein, wenn ich sage, dass ich irgendwie vom Regen in die Traufe kam. Dort hausten schon zwei normale Straßenkatzen. Die eine war schon uralt und war nur am Meckern. Die andere, na ja, ich will sie jetzt nicht schlecht machen, aber sie war ein gefallenes Mädchen. Ja, du verstehst mich richtig.
Ich will damit sagen, dass sie sich rumgetrieben hat und dadurch verlor sie ihren Fressnapf, ihr Katzenklo, ihren Dosenöffner. Nein, du musst schon zuhören. Sie verlor ihre Wohnung, weil sie viele Braten in der Röhre hatte. Jetzt guck doch nicht so begriffsstutzig, die olle Katze hat sich von jedem dahergelaufenen Straßenkater besteigen lassen. Muss ich wirklich noch deutlicher werden? Die blöde Kuh hat sich schwängern lassen. Ja, ich weiß auch, dass eine Katze keine Kuh sein kann.
Aber wir kommen vom Thema ab. Also, wo war ich noch mal? Ach ja, da war ich nun bei dieser netten Zweibeinerin, die mich auf dem Friedhof fand und mit zu sich genommen hat. Aber es war nicht das Richtige für mich und diese Zweibeinerin kam irgendwann auch zu dieser Ansicht. Ich durfte mich dort nicht so richtig entfalten, alles war verboten. Als es hieß, dass ich umziehen muss, da war ich neugierig und hoffte für mich, dass es dort, wo man mich hinbringt, besser sein wird. Von der Fahrt durch die halbe Stadt muss ich nichts erzählen.
Und dann kam ich in diese Wohnung, ohne Türen. Na gut, die Wohnungstür war noch da, die stand nicht im Keller. Natürlich war die Hütte schon voll. Da gab es ein großes Kalb mit Namen Bonsai und eine Fledermaus, die Mandy hieß. Jetzt nerv mich nicht. Ich weiß auch, dass es in einer Wohnung keine Kälber und Fledermäuse gibt. Gut, es waren Hunde. Bist du jetzt zufrieden? Immer diese Störerei, das behindert nur meinen Redefluss. Ja, ich weiß, dass es hier keinen Fluss gibt, auch keinen, der reden kann.
Stell dir vor, auch Vierbeiner kennen Metapher. Gut, dann ist es keine. Kannst du nicht mal deine Klappe halten? Wo war ich gerade? Diese neue Bude, wo das Leben rockte, das spürte ich sofort in meinem rechten Barthaar. Da gab es noch diesen älteren normalen Eunuchenkater, der sich Willi nannte und sein adeliger Kumpane Scheetan, ebenfalls ein Eunuche, die hier in Harmonie mit ihrer Zweibeinerin lebten. Perfekt, dachte ich, zwei durchgeknallte Hunde, eine Heavyhörende Dosenöffnerin und zwei vom anderen Ufer, das passt. Natürlich bin ich geblieben.
Metaller müssen zusammenhalten. Da staunste, was? Auch ein Kater kann auf Metal abfahren. Immerhin bin ich ein langhaariger Typ. Manowar, Sabaton, Hammerfall…, wie jetzt, du hast noch nie diese Namen gehört? Ach du arme Sau. Nein, darüber will ich jetzt nicht diskutieren. Hör du weiter deine langweilige Heintchenmusik, aber tu das bei dir zu Hause. Man, immer diese Abschweiferei.
Scheetan war ein Karthäuser-Siam-Mix und mit ihm bin ich noch am selben Abend durch die Bude gerockt. Es gab drei Katzenbäume, die sind wir rauf und runter gerast, dass der Boden bebte. Von einem sind wir in das Bett gesprungen und es war uns egal, wenn die Zweibeinerin uns im Weg war. Sie hat schließlich nichts dazu gesagt. Also machten wir weiter. Wir waren jung und voller Energie. Scheetan war zwei Jahre alt gewesen und ich sechs Monate. Es gab zwei riesengroße Katzenklos und noch einen Balkon. Das Futter war auch in Ordnung, also mit anderen Worten, es ging mir/uns gut. Wir durften im Bett liegen, auf dem Sofa sitzen und uns auch auf dem Tisch rum aalen, wenn nichts drauf stand. Dabei fand ich das Letztere viel interessanter. Nein, in den Töpfen gucken, wenn sie kochte, das durfte ich auch nicht.
Was willst du wissen? So etwas Intimes fragt man normalerweise nicht. Doch bevor du nervst, ja, auch ich musste dem Klub der Eunuchen beitreten. Was, ob ich darüber reden will? Spinnst du? Meine kleinen schönen Katerhoden sind futsch, die kommen durch dein dummes Gelaber nicht zurück. Und, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, es gibt hier keine Katzenmädels. Ob ich irgendwann mal zum Ende komme? Komm doch in den nächsten Tagen wieder vorbei, es ist spät geworden. Jetzt habe ich mir eine Mahlzeit, und eine Mütze Schlaf verdient.
Hier kommt der Rest vom Kater Teddy.
Halte doch endlich mal die Klappe. Wie soll ich denn bei diesem unnützen Geschwafel meine vielen Jobs aufzählen, ohne dass ich einen vergesse. Nein, ich bin noch nicht senil, und die Alzheimer bekommen nur Dosenöffner. Was, du öffnest keine Dosen? Ich muss schon sagen, hast du ein Schwein. Ruhe jetzt, ich will heute noch zu Potte kommen.
Im Flur bin ich der Türsteher. Das ist nicht so einfach, wie es sich jetzt für dich anhört. Ich achte darauf, dass keine Idioten die Wohnung betreten. Leider klappt das nicht immer so, wie ich es gerne hätte. Diese beiden felligen Hinternkriecher sind nicht die einzigen. Öfters am Tag verlassen sie die Bude und es macht mich irre, dass ich nicht weiß, was sie außerhalb meines Reiches so treiben. Es ist schon schlimm genug, dass sie ab und zu Freunde mitbringen. Freunde, die laut sind, sich überall breitmachen und mir das Fell vom Kopf fressen. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass die sich mit Wasser zufriedengeben.
Was grummelst du da? Natürlich sind wir Katzen die wahren Herrscher über den Dosenöffner, nicht diese dummen Köter. Einmal kamen sie in Massen, weil die Fledermaus Mandy unbedingt ihren Geburtstag feiern musste. Und ihre Zweibeiner brachten sie auch noch mit. Da verschwand all das schöne Essen in ihren Futterluken. Hast du jemals davon gehört, dass Katzen ihren Geburtstag feiern? Ach, vergesse es, wer würde denn kommen?
Ich sagte ja schon, als Türsteher hat man es nicht leicht, wenn man nicht ernst genommen wird. Da machte der Beruf des Mehrteilers mir viel mehr Spaß. Kennst du nicht? Das war mir klar, deswegen bin ich ja auch ein Kater. Nein, du kannst so etwas nicht ausüben. Was, du suchst einen Job? Tja, das ist dann dein Pech, nicht meines.
Was soll das denn jetzt heißen, von wegen, ich wäre eine egoistische Ratte? Ich bin der schönste und intelligenteste Kater, den du jemals getroffen hast. Wie, du fühlst dich jetzt geehrt? Werde jetzt bloß nicht komisch. Wo war ich eigentlich?
Ach ja, der Job des Mehrteilers. Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie ein Schnürsenkel sich fühlt? Das weißt du nicht, das war mir klar. Ist doch eigentlich logisch, er fühlt sich einsam. Immerhin hängt er da an diesem Schuh und kann sich keine Freunde suchen. Das ist doch ungerecht, findest du nicht auch? Wie guckst du denn jetzt?
Da habe ich mir gedacht, so einer armen einsamen Sau muss man doch helfen. Die Lösung ist ganz einfach. Da ein Schnürsenkel keinen Schmerz fühlt, … Wie, du willst wissen, woher ich das weiß? Ich weiß es eben. Na gut, ich habe ihn angeknabbert, und er hat nicht Aua gebrüllt. Um ganz ehrlich zu sein, er hat gar nichts gesagt. Da habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, alle Schnürsenkel, die meine Wohnung betraten, zu therapieren. Ich gab ihnen das Gefühl, dass sie nicht alleine sind, indem ich aus einem Schnürsenkel mehrere machte. Dass die Zweibeiner ihre Schuhe im Flur ließen, machte mir meine Aufgabe leichter.
Nein, diese seltsamen Zweibeiner waren nicht glücklich darüber, sie haben mich boykottiert, indem sie ihre Schnürsenkel zusammen geknotet haben. Irgendwann haben sie ihre Schuhe oben auf dem Schrank gestellt, der im Flur stand. Als ob mich das von meiner Aufgabe abhalten konnte. Natürlich kann ich nicht fliegen, aber klettern, du Dussel. Was, ich bin jetzt nicht nett?
Der nächste Job barg eine gewisse Gefahr und dies gab ihm einen Hauch von Abenteuer. Wusstest du, dass Dosenöffner stundenlang mit so einem Apparat quatschen können? Das kann einem ganz schön auf die Nüsse gehen. Ja, nerv jetzt nicht, ich weiß auch, dass der Tierarzt mir die in jungen Jahren geklaut hat.
Mein dritter Job heißt Durchtrenner. Nein, komm mir jetzt nicht mit dieser Tour. Dies hat nichts damit zu tun, was ein Tierarzt so macht. Ich trenne etwas durch, aber ich werfe anschließend nichts weg, Alles klar? Wie, du verstehst das nicht? Ich habe mit zwei Bissen die Leitung zu diesem Quatscheapparat unterbrochen. Ich weiß auch, dass dies bei einem anderen Kabel keine gute Idee gewesen ist. Aber das war mir erst nach dem 240 Volt klar gewesen, die durch meinen durchtrainierten Körper jagten. Ich bin in fünf Richtungen gleichzeitig unterwegs gewesen und ich konnte in dem Moment so hoch singen, da wäre Manowar echt neidisch geworden. Da sieht man mal wieder, ein Metaller ist hart im Nehmen. Leider hat meine Dosenöffnerin danach alle Kabel eingewickelt und versteckt. Und der Quatscheapparat bekam ein neues Kabel.
Vorkoster hat auch viel mehr Spaß gemacht und ich war da sehr experimentierfreudig. Ob Gurke oder Kartoffeln, Ananas und Brot, Käse, Kekse und Kuchen, ich habe alles probiert. Nur für die Zwiebeln hielt sich meine Futterbegeisterung in Grenzen.
Einen Nebenjob hatte ich auch, den man nur in der Nacht ausüben konnte. Ich war auch ein Programmierer und ich würde sagen, das war der schwierigste Job gewesen. Immerhin wurde da eine große Verantwortung auf mich abgewälzt. Manchmal kamen mitten in der Nacht tolle Filme, aber da schlief meine Dosenöffnerin schon. Sie hat einfach eine Kassette in den Videorekorder geschmissen und ist dann in das Bett gegangen. Meine Aufgabe bestand darin, zu überprüfen, dass alles seine Richtigkeit hat. Na, da kommt Freude auf, so ohne Bedienungsanleitung. Die lag irgendwo eingestaubt in der Schublade und langweilte sich.
So habe ich auf den Tasten eingepfotet, in der Hoffnung, dass schon der richtige Knopf dabei ist. Aber es machte mir auch Spaß, dass ich diesen Videorekorder voll im Griff hatte. Du hättest mal sehen sollen, wie schnell meine Pfote über die Tastatur hüpfte. Und dann diese Geräusche dabei, sch, klack, sch, sch, klack, klack. Aber leider hatte ich diesen Job nicht lange und das nur, weil ich den falschen Film aufgenommen habe.
So, da ist die Tür, war nett, dass du hier warst, man sieht sich, tschüss. Wenn du es so siehst, ja, ich schmeiße dich jetzt raus. So schnell kommt man zu einem neuen Job, Rausschmeißer.