Wortspielerei Die Abgestimmtheiten im Gericht sind verantwortlich für den weiteren Verlauf genüsslicher Feinheiten.
Seit sieben Jahren unterrichte ich Creative Writing in einem Frauengefängnis in Nairobi. Frühe Schulabgängerinnen sitzen da neben Frauen mit Universitätsabschluss. Einem akademischen Syllabus zu folgen ist, so meine Erfahrung, nicht ratsam. Ich transformiere aus dem Leben gegriffene Situationen in etwas Höheres, wobei der Lehrstoff innerhalb eines Themakreises während dem Unterricht von den Frauen selbst erdacht wird. Ich intensiviere den Ablauf nur, woraus Ungeahntes in den Raum drängt. Die Frauen glauben und hoffen, dass Gedichte, Kurzgeschichten oder gar Biographien den Mythos der zweiten Chance beeinflussen können. Im Rahmen des Projekts www.goennerverein.org unterrichten wir auch Musik und Französisch. Besonders beliebt ist Musik, Afrika ohne Rhythmus, undenkbar.
Bis zu meiner Pensionierung überschatteten meritokratische Grundsätze meinen Lebensweg. Dies, obwohl ich weit weg von der Zivilisation lebte, dies immer noch tue. Aber die ersten dreissig Jahre wurden von dieser vermeintlich positiven Befindlichkeit geprägt. Nun geniesse ich das Leben abwechslungsweise an der Küste und im Hochland von Kenia. Dem Strand entlang gehen und auf die Dhows warten, die frischen Fisch herein bringen oder paralysiert an einem der grossen Berge atemberaubende Mond- und Sonnenaufgänge reinziehen – das ist die absolute Freiheit. Auch mit Freunden diskutieren, Wein trinken und dieses gemütliche Trunken sein hernehmen, um die Gedanken auszuweiten. Natürlich habe ich immer Papier und Bleistift mit dabei. Ich will, dass diese Naturereignisse auch in tausend Jahren noch möglich sein werden. Dieses Begehren drängt mich zu schreiben, dabei versuchsweise diesen modernen Herrschaftsformen entgegenzuwirken. Zugegeben, ich komme mir dabei vor, wie wenn ich mit verbundenen Augen die Pinata zu schlagen versuche. Aber, wie heisst es doch so schön. Auch ein blindes Huhn findet ab und zu ein Korn.
Marco Odermatt. Er besitzt diese natürliche Gabe die zwei Bretter unter den Füssen während der Fahrt nahezu optimal unter Kontrolle zu halten. Mir ist dieses Gefühl bekannt, habe ich mich früher doch sehr oft dem Skifahren erfreut. Ihn bei der Arbeit zu bewundern lässt neue Denklinien erkennen. Die Publikation seiner Kunst erlaubt Ausweitung, animiert nach dieser besonderen Ausweitung zu suchen. Aus meiner Perspektive wäre sein offenbar angeborenes Talent die beste Voraussetzung für emotional fesselndes Schreiben. Seine Bewegungen sind ruhig, dennoch einem unerhört doktrinären Vorwärtsdrang ergeben. Auf jeder Fahrt beschreibt er andauernd Herausforderungen, nie aber erlaubt er der Panik die Kontrolle über seinen Stil. Er reagiert auf eine falsch geschriebene Linie verzögert und korrigiert optimal, nicht nur die eine Zeile aber den gesamten Paragraphen verbessernd.
Peter Ochsner. In der Grundschule liebte ich das Fach Aufsatz über alles. Ein Zustand, eine Gegebenheit oder Fantasien zu beschreiben war und ist Teil meines Wesens. Die damalige Zeit, meine Jugend, erlaubte enorme Freiheiten und unbehinderte Ausbildung, dennoch bescherte mir der weitere Lebenslauf traumatische Erlebnisse. Mein eigenständiges Überwinden, auswirkte sich als die beste Philosophen-Lehre überhaupt. Daraus ableitend finden sich in meinen Texten wiederholend vier herausragende Themen. Ich lebe seit über vierzig Jahren auf dem Kontinent Afrika, die Alpen, die Berge haben mich jedoch nie verlassen. Dann auch Technik, die Gesetze der Physik und vor allem fasziniert mich der ausgleichende Gegensatz zwischen Mann und Frau. Letztlich, Afrika selbst, vielleicht die Wiege der Menschheit, bestimmt aber Ursprung unendlicher Energien.